Erinnerungskultur - Schüler des Goethe-Gymnasiums recherchieren über ehemalige jüdische Schüler / Der Familien Löb, Marx und Simon gedacht

Neue Stolpersteine in Bensheim verlegt

Stolpersteine Fam Simon MarxZum 150. Jubiläum des Goethe-Gymnasium wurden am 9. Februar in Bensheim 15 von insgesamt 70 Stolpersteinen verlegt. Dazu kam Gunter Demnig, welcher international seit 1992 Stolpersteine verlegt, an die Bergstraße. Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse hatten zusammen mit ihrem Lehrer Florian Schreiber im Rahmen der „Geschichts-Werkstatt“ über jüdische Schülerinnen und Schüler recherchiert, die zur Zeit des Nationalsozialismus das Goethe Gymnasium besuchten, welches damals noch als reine Mädchenschule einen guten Ruf hatte. Die Ergebnisse ihrer Nachforschungen referierten sie während des Rundgangs.

Was sind Stolpersteine eigentlich? Unter Adolf Hitler, der von 1933 bis 1945 Diktator des Deutschen Reiches war, wurde der Antisemitismus (Judenhass) in Deutschland sehr stark verbreitet. Juden hatten zu dieser Zeit so gut wie keine Rechte, wurden diskriminiert, ausgeschlossen und in Konzentrationslager gebracht, in denen sie qualvoll hingerichtet wurden. Insgesamt wurden in den zwölf Jahren, in denen die Nationalsozialisten an der Macht waren, über sechs Millionen Juden aufgrund ihrer Religion umgebracht. Die in den Boden eingelassenen Stolpersteine sollen an die grausame Zeit des Nationalsozialismus und die ermordeten Juden erinnern.

Die etwa 40-köpfige Gruppe startete mit der Verlegung der Stolpersteine an der Postgasse 7, wo an die ehemalige Schülerin Ruth Löb, geboren 1916, und ihre Familie gedacht wurde. Ruths Eltern wurden in Deutschland ermordet, doch Ruth selbst gelang noch rechtzeitig die Flucht in die USA, wo sie eine eigene Familie gründete.

Gedenken ist wichtig, um Leid in Zukunft zu verhindern

Anschließend ging es weiter in die Darmstädter Straße 34 und 76, wo an Lotte Marx und Erna Simon sowie deren Familien gedacht wurde. Diese haben den Holocaust überlebt und sich mit nur zehn Reichsmark (etwa 50 Euro) ein komplett neues Leben in den USA angefangen. Lotte starb 2017 im Alter von 106 Jahren.

Der Rundgang durch die Vergangenheit Bensheims war ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur, weil nur das Wachhalten der Erinnerung solches Leid in Zukunft verhindern kann. Anton Leicht