Dem „Goethe-Spirit“ auf den Fersen
Die Schulgemeinde des GGB plant die zukünftige Ausrichtung gemeinsam
Wie kann das Goethe-Gymnasium der Zukunft aussehen? Wohin soll sich die Schule in den nächsten zehn Jahren entwickeln? Um die weitere Ausrichtung der Bensheimer Europaschule zu diskutieren und gemeinsam Ideen zu entwickeln, hatten sich Eltern, Schüler und Lehrer der einen ganzen Tag zusammensetzt und in ständig wechselnden Gruppen diskutiert: Was macht „das Goethe“ aus? Was soll beibehalten werden, was gehört geändert? Moderator Christian Berndt von der Heraeus-Stiftung dirigierte die Denkfabrik auf dem Goethe-Campus.
Investiert hatten alle Beteiligten: Eltern nahmen sich Urlaub dafür, die Schüler ihre Freizeit – und die Schule? „Braucht Mut, sich für die Mitgestaltung aller beteiligten Gruppen zu öffnen. Man setzt sich auch der Kritik aus“, räumt Schulleiter Christian Peter ein, der vorbeugend mit einem Rechenschaftsbericht startete: Denn bereits 2012 waren am Goethe große Visionen formuliert worden. Einstündige Mittagspause, Leistungskurse zu Premiumzeiten, Rückzugsorte und ein Ruheraum für Schüler, psychologische Beratung, selbstorganisiertes Lernen und Online-Klassenbuch – das alles wurde Realität und ist inzwischen selbstverständlich. Eigentlich ein Grund zu feiern, findet der Schulleiter, aber dafür ist keine Zeit: Acht Stunden lang werden Themen identifiziert, die alle zusammen in Zukunft anpacken wollen.
40 Meter an Vorschlägen
Am Ende des Tages tapezieren 50 Großplakate die Wände der Turnhalle: Kein Gedanke soll verlorengehen. Schülerinnen und Schüler hätten gerne einen eigenen Sprechtag und, dass noch mehr Feedbackmöglichkeiten geschaffen werden. Lehrer wünschen sich die Bündelung von Zeit und Ressourcen und allen ist die Vermittlung von demokratischen Werten wichtig. Alle Projekte müssten auf den Prüfstand und einer Kosten-Nutzenanalyse unterzogen werden, steht da zu lesen. Praxisorientierter und fächerübergreifender solle der Unterricht werden. Es ist ein über 40 Meter langer Auftrag an die Schulleitung, die nun alle Hände voll damit zu tun hat, die Vorschläge zu priorisieren und ihre Umsetzung in Angriff zu nehmen – getragen von dem legendären „Goethe-Spirit“, den jeder der Anwesenden so gut kennt.
Nur – wie bekommt man den Geist dieser Schule zu fassen? Damit er sich nicht verflüchtigen kann, soll der Leitgedanke des Goethe-Gymnasiums in einem Satz formuliert werden. Zuletzt liegen 20 Entwürfe auf dem Tisch. Welcher wird es? „Sie ähneln sich alle“, verrät Christian Peter. „Es geht um die Förderung jedes Einzelnen und die Erkenntnis, dass die Schule die Startrampe ins Leben ist.“ An der Formulierung wird jetzt gefeilt - das ist man schon dem Namensgeber schuldig. Ute Ritter