Neue Stolpersteine in Bensheim verlegt
Zum 150. Jubiläum des Goethe-Gymnasium wurden am 9. Februar in Bensheim 15 von insgesamt 70 Stolpersteinen verlegt. Dazu kam Gunter Demnig, welcher international seit 1992 Stolpersteine verlegt, an die Bergstraße. Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse hatten zusammen mit ihrem Lehrer Florian Schreiber im Rahmen der „Geschichts-Werkstatt“ über jüdische Schülerinnen und Schüler recherchiert, die zur Zeit des Nationalsozialismus das Goethe Gymnasium besuchten, welches damals noch als reine Mädchenschule einen guten Ruf hatte. Die Ergebnisse ihrer Nachforschungen referierten sie während des Rundgangs.
Was sind Stolpersteine eigentlich? Unter Adolf Hitler, der von 1933 bis 1945 Diktator des Deutschen Reiches war, wurde der Antisemitismus (Judenhass) in Deutschland sehr stark verbreitet. Juden hatten zu dieser Zeit so gut wie keine Rechte, wurden diskriminiert, ausgeschlossen und in Konzentrationslager gebracht, in denen sie qualvoll hingerichtet wurden. Insgesamt wurden in den zwölf Jahren, in denen die Nationalsozialisten an der Macht waren, über sechs Millionen Juden aufgrund ihrer Religion umgebracht. Die in den Boden eingelassenen Stolpersteine sollen an die grausame Zeit des Nationalsozialismus und die ermordeten Juden erinnern.
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Sichtlich gerührt und emotional aufgewühlt bedankte sich Marc Kaman, Enkel von Erna Rohrheimer, bei den Schülerinnen und Schülern der Geschichtswerkstatt des Goethe-Gymnasiums, dass sie die Erinnerung an seine Großmutter Erna wieder erweckt und transparent gemacht haben. Bis dato habe er nur wenig über deren Lebensweg und Schicksal gewusst. Er besitze zwar einige Fotos, habe aber nicht gewusst, um wen es sich bei den darauf abgebildeten Personen handelt.
Erna Rohrheimer, frühere Schülerin des Goethe-Gymnasiums (damals noch Höhere Töchterschule), war 1938 mit ihrem Vater Eduard und zahlreichen jüdischen Emigranten vor den Nazis mit dem legendären Transatlantik-Passagierschiff St. Louis von Hamburg aus in die USA geflüchtet. Cedric (17) von der Geschichtswerkstatt hat ihren Lebensweg anhand von Dokumenten bis ins Detail recherchiert: „Von New York aus sind Erna und ihr Vater ins German Town nach Philadelphia gezogen, wo sie zunächst in einem Restaurant gearbeitet hat.“
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Stolpersteine in der Rheinstraße verlegt
„Ich lege an allen Gedenksteinen für jedes Opfer eine Blume ab“, sagte Gisela Steines vom Vorstand des Heimat- und Kulturvereins und streute weiße Blütenblätter auf die Stolpersteine, in denen die Namen von Eduard Rohrheimer und seiner Tochter Erna eingraviert sind. Erst wenige Minuten zuvor hatte der Kölner Künstler Gunter Demnig die kleinen quadratischen Messingplatten in den Bürgersteig vor dem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus der Familie Rohrheimer in der Rheinstraße 4 eingelassen. Seit 1996 hat Demnig in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus mehr als 75 000 Steine deutschland- und europaweit verlegt.
Erfreulich viele junge Menschen wohnten der sechsten Stolperstein-Verlegung in Lorsch bei – was üblicherweise durchaus ungewöhnlich ist, in diesem Fall aber dennoch nicht weiter erstaunlich war. Schließlich waren es Schüler der Geschichtswerkstatt des Goethegymnasiums in Bensheim, die beharrlich in alten Schulakten und auf Internetportalen zur Ahnenforschung das Schicksal jüdischer Schülerinnen und deren Familien, die vor dem Naziregime geflohen waren, die deportiert oder ermordet wurden, recherchierten. Das Erinnerungsprojekt mit der Verlegung von Stolpersteinen hat die Schulleitung mit Patenschaften finanziert.
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Mehr als 100 000 Stolpersteine hat Gunter Demnig schon verlegt. Mit seinem Projekt will der 1947 in Berlin geborene Künstler „die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner/Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus lebendig erhalten“.
Vor deren letzten selbstgewählten Wohnort lässt er Gedenktafeln aus Messing in das Pflaster ein, erstmals – und damals zunächst ohne Genehmigung – im Jahr 1996 in Berlin-Kreuzberg. Es dauerte noch einige Jahre, bis die Idee in deutschen Gemeinden wohlwollend aufgenommen wurde. Inzwischen gibt es nicht nur in Deutschland, sondern in 27 Ländern Europas Stolpersteine, unterschiedlich finanziert und behördlich genehmigt.
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„Fassungslos, geschockt und tief berührt“
Einen Monat ist es her, dass Elias Sumalowitsch aus Auerbach zusammen mit sechzig politisch interessierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus zehn Ländern die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau besucht und dort mit Zeitzeugen gesprochen hat.
Am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, am 27. Januar, hat er vor dem Eingang des ehemaligen Vernichtungslagers mit etwa 200 Überlebenden und in Anwesenheit der Präsidenten von Polen, Israel, der Ukraine und Deutschland – Andrzej Duda, Reuven Rivlin, Wolodymyr Selenskyj und Frank-Walter Steinmeier – der mehr als 1,3 Millionen ermordeten Holocaust-Opfer in Auschwitz gedacht.
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Christoffel-Blindenmission (CBM) gibt Online-Workshop am Goethe Gymnasium
Die Kleider passend auswählen, kochen oder sogar Videos drehen ohne Augenlicht – wie ist das möglich? Schülerinnen und Schüler des Goethegymnasiums in Bensheim erfahren das am Mittwoch, den 11. November. Dann nämlich kommt die Christoffel-Blindenmission (CBM) virtuell zu ihnen in den Unterricht. Mit dabei ist Fabiana alias der Youtuberin Ypsilon, die selbst erblindet ist. In einem Online-Workshop lernen die Jugendlichen, was die Herausforderungen von Menschen mit Sehbehinderungen sind. Die CBM ermöglicht ihnen so einen persönlichen Austausch trotz der Einschränkungen durch Corona. Denn gerade in diesen Zeiten ist es wichtig aufeinander zu achten und sich gegenseitig zu unterstützen.
Offene Einblicke in den Alltag eines blinden Menschen
Während des Workshops spricht Fabiana alias YouTuberin Ypsilon offen über ihre Erblindung und den Schwierigkeiten, denen sie sich immer wieder im Alltag stellen muss. Sie beantwortet im Gespräch die persönlichen Fragen der Schülerinnen und Schüler. Der virtuelle Austausch soll Barrieren in den Köpfen abbauen, Hemmungen nehmen und zeigen, dass Menschen mit Sehbehinderungen ein eigenständiges Leben führen. Die digitale Unterrichtseinheit zeigt aber auch, dass blinde Menschen manchmal vor Herausforderungen stehen, die einem Sehenden nicht bewusst sind. Darüber hinaus dürfen die Schülerinnen und Schüler selbst die Erfahrung machen, was es heißt eine Sehbehinderung zu haben.
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