Mit dem Buntstift den Hass bekämpfen
Comic-Workshop des Goethe-Gymnasiums zum Holocaust-Gedenktag
Mit dem Buntstift den Hass bekämpfen? Wie das gehen kann, zeigte der Darmstädter Illustrator Jens Rotzsche Schüler*innen des Goethe-Gymnasiums Bensheim im Januar. Geschichtslehrer Sebastian Kremer hatte auf kreative Weise die Annäherung an das Gedenken an den Holocaust gesucht; an vier Terminen zeichneten 38 Schüler*innen des Kurses 9ac eigene Comics und setzten sich so mit dem nationalsozialistischen Völkermord an den Juden auseinander.
Das Verlegen von Stolpersteinen im Rahmen eines vorangegangenen Projektes der Geschichtswerkstatt trug dabei ebenso zur Inspiration bei wie Biografien ehemaliger Schüler*innen des Goethe-Gymnasiums. Ein Comic erzählt beispielsweise die Geschichte von Recha Mayer, deren Familie nach Theresienstadt deportiert wurde. Eine andere Handlung macht Schäferhund Karl, der die Bensheimer Synagoge vor SS-Soldaten beschützt haben soll, zum Helden.
Auch Ausgrenzung heute ist Thema
Aber es entstanden auch Geschichten, die heute spielen - darunter die eines Mädchens, welches auf dem Dachboden das Tagebuch einer jüdischen Schülerin aus der Zeit des Nationalsozialismus findet und anhand dessen den Holocaust nachzuvollziehen versucht. Auch der Comic „Ausgrenzung im Fußball“ hat klaren Gegenwartsbezug.
„Die Ergebnisse sind in ihrer Ausgestaltung von unterschiedlichen Herangehensweisen geprägt, doch allesamt kreativ umgesetzt und wohl überlegt,“ lobte Kremer. So zeigten die Ideen der Schüler*innen hohes Reflexionsvermögen bezogen auf Themen wie Ausgrenzung, Antisemitismus, Krieg und Vertreibung und zeugten von einer intensiven Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte.
Kreativer Weg der Erinnerung
Am Holocaust-Gedenktag wurden die Werke der Schulgemeinde präsentiert; die Künstler*innen führten 5. und 6. Klassen durch die Ausstellung und erläuterten ihre Gedanken und die geschichtlichen Hintergründe. In Kleingruppen wurden die Jüngeren mit der sensiblen Thematik „Holocaust“ vertraut gemacht. Daraus ergaben sich wichtige Gespräche zwischen den unterschiedlichen Jahrgängen, die beide von dieser Herangehensweise profitierten.
Die Annäherung an ein solch großes Thema mit dem Instrument des Comic-Zeichnens raube die Angst, ohne den Holocaust zu verharmlosen und lasse Raum für persönliche Gedanken und Interpretationen, fasst Workshop-Leiter Jens Rotzsche zusammen. „Die Methode eröffnet den Schüler*innen die Möglichkeit, auf kreative Weise Narrative in Bildern zu visualisieren. Jeder kann Comics machen – auch mit Strichmännchen!“ Ein hervorragendes Mittel, findet auch Schulleiter Jürgen Mescher und betont das Ziel: „Wir müssen Wege schaffen, um zu verhindern, dass dieses Kapitel der Geschichte vergessen wird.“