Leistungskurs Deutsch sucht Goethe in Rom
Bericht von Zhale Daud
Tschau, Bensheim oder doch lieber Ciao, Roma! Der Deutsch Lk Q2 war vier Tage in der „Hauptstadt der Welt“, so Goethe, auf Tour. Aus gutem Grund: War doch der Namensgeber unseres Gymnasiums 1786 dorthin getürmt, um sich dann unsterblich in die „ewige Stadt“ zu verlieben. Insgesamt 15 Monate hat dort verbracht - und so einiges geschrieben, natürlich alles Klassiker.
Doch was wäre eine Reise nach Rom ohne einen Funken Drama mit der Deutschen Bahn, die den Generalstreik an unserem Abreiseabend beginnen ließ. Das hatte Frau Ritter schon ein „Schwitz!” entlockt, als sie Plan A, B und C aufstellte. Als das Abenteuer sonntags um 14:30 am Bensheimer Bahnhof begann, machte sich zunehmend Aufregung breit. Wir kriegten den Nachtzug nach München – und es war der letzte, der an diesem Abend die bayrische Hauptstadt Richtung Italien verließ. Wir hatten so viel Glück gehabt!
Am nächsten Mittag nahm uns das Hotel Tempio di Pallade sicher auf, doch bevor die Zimmer bereit waren, verschafften wir uns schon einen ersten Eindruck von Rom. „Ein Dorf“, fanden Frau Ritter und Herr Meyer-Limp, denn die Stadterkundung führte uns zu Fuß zu vielen bekannten Sehenswürdigkeiten. Bei strahlendem Sonnenschein standen wir auf der Spanischen Treppe, saßen am Trevi-Brunnen in der ersten Reihe und guckten in der Kirche Saint Ignacio Loyola hoch zur berühmten illusionistischen Decke. Ein Gewitter mit Hagelschauern beendete unseren Rundgang und wir kamen geduscht ins Hotel, aber das Drei-Gänge-Menü im Spaccio Pasta lud die Akkus wieder auf und wir liefen weiter, bis alle Kräfte um 23:00 Uhr aufgebraucht waren.
Frühsport am nächsten Morgen: Rennen zum Colosseum, wo wir aber keine der Extra-Tickets für Schüler mehr ergattern konnten – alle regulären waren schon seit sechs Monaten ausverkauft… Dafür sicherte unsere sehr originelle Stadtführerin Jeanette Eintrittskarten für Forum Romanum und Palatin, wo wir ständig von der Zeit „Huuuundert!!!“ nach Christus lernten, was wir definitiv nie mehr vergessen können. Um Punkt 12 gab es eine Flugshow des italienischen Militärs obendrauf, das zufällig „huuuundert!!!“-jähriges Jubiläum feierte. Zur Krönung malte die berühmte Kunstflieger-Staffel die Nationalfarben in knallblauen Himmel. Ein Mordsspektakel, auch wenn ihr dabei die rote Farbe ausging. Wir saßen in der ersten Reihe mit Blick über Rom und das Colosseum – da konnte man schon das Gefühl bekommen, das sei irgendwie extra für uns so gewesen.
Am Nachmittag ging es raus aus der Stadt für ein Radtour auf der Via Appia Antica – mit Mountainbikes auf einer originalen Römerstraße! Die war nach 2000 Jahren ordentlich holprig, aber die Landschaft atemberaubend – und natürlich die perfekte Location für eine Inszenierung des Frankfurter Tischbein-Gemäldes „Goethe in der römischen Campagna“. Jeder poste in Goethes Reise-Outfit, in diesem Fall Betttuch und Schlapphut, für ein Foto. Schlappmachen galt trotzdem nicht: Abends fuhren wir noch auf die andere Seite des Tibers ins Ausgehviertel Trastevere.
Weil der Papst sich spontan entschlossen hatte, auf dem Petersplatz am Mittwochmorgen seine Generalaudienz abzuhalten, starteten wir am Mittwoch mit einem Ausflug zum Campo Cestio, einem wunderschönen und erstaunlichen Friedhof mit einer Pyramide und den Gräbern von vielen berühmten Ausländern wie Shelley und Keats, aber eben leider auch von Goethes Sohn August, der 1830 nach wenigen Tagen in Rom überraschend starb. Nachmittags schafften wir es dann in den gewaltigen Petersdom hinein und wir sahen nach einer Stunde Schlangestehen doch noch die Pietà von Michelangelo und auch das Grab des deutschen Papstes Benedikt. Kaum zu glauben, dass das Essen in einem Lokal an der Spanischen Treppe eigentlich bereits der Abschiedsabend sein sollte!
Der letzte Tag stand ganz im Zeichen von Goethe: Taxis brachten uns durch den dichten Straßenverkehr zur prunkvollen Villa Borghese mit weltberühmten Kunstwerken wie Apollo und Daphne von Bernini und Gemälden von Raffael und Caravaggio. Mit 20.000 Schritten am Tag waren wir erstmal genug gelaufen. Danach flanierten wir wie viele Römer durch den Park, wo auch Goethe gerne war, deswegen gibt es die Goethe-Straße dort und ein Goethe-Denkmal. Nach einem Spaziergang über den Pincio-Hügel gelangten wir auf die Piazza del Popolo zum Stadttor, durch das Goethe seinerzeit mit der Kutsche in die Stadt gekommen war. Fast nebenan befindet sich auch seine Wohnung in der Casa di Goethe, die heute ein Museum ist, aber nicht mehr original, weshalb wir es links liegen ließen für Shopping oder Eis essen oder ins Pantheon gehen an unserem freien Nachmittag. Am Abend fuhr unser Nachtzug wieder, mit Liegewagen diesmal, leider in die andere Richtung, und - pünktlich. Arrivederci Roma!