„Ihr sollt Brücken bauen“
Holocaust-Gedenken: Goethe-Schüler bei der Feierstunde im Bundestag
„Einmalige Eindrücke“ haben Laura Poluschkin und Lars Urbanski von der Feierstunde zum Holocaust-Gedenktag im Deutschen Bundestag mitgenommen. Die beiden Oberstufen-Schüler des Goethe-Gymnasiums nahmen auf Einladung des Vereins „Gegen Vergessen - Für Demokratie“ an der Jugendbegegnung 2018 teil, die sie mit 70 anderen jungen Erwachsenen aus Russland, Frankreich, Polen, Syrien, Österreich und den Niederlanden sechs Tage lang zunächst nach Dachau und dann nach Berlin führte. Höhepunkt war am 31. Januar die Teilnahme an der Feierstunde des Deutschen Bundestages.
Im Plenarsaal lauschten sie gemeinsam mit den Abgeordneten den Reden von Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble und der Zeitzeugin Anita Lasker-Wallfisch, die als Mitglied des Mädchenorchesters die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen überlebte. Insbesondere die Rede der 92-Jährigen, die 2014 auch am Goethe-Gymnasium zu Gast war, beeindruckte das Publikum zutiefst. „Ihr sollt Brücken bauen“, forderte sie die jungen Leute auf und verurteilte den Hass, mit dem man nur sich selbst vergifte. Anschließend trafen die Jugendlichen Wolfgang Schäuble, Anita Lasker-Wallfisch und ihre Schwester, Renate Lasker-Harpprecht, zu einem Gespräch in kleiner Runde. Dabei wurden aktuelle Fragen wie der erstarkende Rechtspopulismus und die Flüchtlingspolitik diskutiert.
In der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau hatten sich die Teilnehmer der Jugendbegegnung mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus befasst, insbesondere mit den Geschwistern Scholl und der Weißen Rose. Was motivierte junge Menschen wie Hans und Sophie Scholl dazu, ihr Leben aufs Spiel zu setzen und ihrem Gewissen zu folgen? Was bedeutet ihr Beispiel jungen Menschen heute? Laura Poluschkin und Lars Urbanski geben darauf unterschiedliche Antworten. „Gegen Rassismus im Alltag vorgehen! Er ist weiter verbreitet, als man denkt. Nicht mehr um des lieben Friedens willen den Mund halten, sondern aufstehen und Position beziehen“, meint Lars Urbanski. „Die Freiheiten von heute schätzen und sich immer wieder fragen, was man selbst gemacht hätte“, sagt Laura Poluschkin. Die beiden sind sich darin einig, dass die Jugendbegegnung eine einzigartige Erfahrung war, und sind froh, dass sie die Chance hatten teilzunehmen.